»Philosophie: Gesunde Trauben, gute Arbeit im Weinberg, Authentizität«

Gesunde Trauben, gute Arbeit im Weinberg, Authentizität: Das sind nicht nur Worte, sondern unsere Prämissen für Weine, wie wir sie machen wollen und hinter deren Qualität wir zu 100 Prozent stehen. Dafür verbringen wir viele Stunden zusätzlich im Weinberg, oder diskutierend im Keller, wo die Wände glücklicherweise etwas dicker sind. Denn es kommt vor, dass wir gegenüber den starsinnigen Kellergeistern unserer Meinung Nachdruck verleihen wollen.
Neben 20 % Riesling bauen wir 60 % Burgundersorten und außerdem 20 % Silvaner und Dornfelder an. Die Weine werden momentan in drei Linien angeboten. Dafür orientieren wir uns an den Richtlinien des VDP (Verband Deutscher Prädikatsweingüter) und klassifizieren dementsprechend unsere Weine als Gutswein, Ortswein und Lagenwein. Für alle unserer Weine nehmen wir uns viel Zeit. Vielleicht ist Zeit sogar der wesentliche Faktor. Denn nicht nur beim Reifen der Weine spielt sie eine Rolle, sondern bereits im Weinberg, wenn es um all jene qualitätssteigernden Maßnahmen geht, die nur in mühevoller Handarbeit erledigt werden können. Und zwar von A bis Z: von der Ausdünnung über die Begrünung, um in der Rebzeile mit gesäten oder durch natürlichen Aufwuchs gewachsene Gräser oder Pflanzen zu erhalten, die vor Erosion schützen und das Bodenleben und die Humusbildung begünstigen – bis Z, wie Zähneknirschen, wenn Hasen oder Rehe wieder ihr Unwesen trieben.
 

»Als Familienweingut ist es uns wichtig, alles in unseren Händen zu behalten. Unsere Qualität entsteht im Weinberg, wo wir, geschützt von Taunus, Hunsrück und Pfälzer Wald, ein besonderes Kleinklima haben.«

Die Weinberge liegen vor allem in den beiden Horrweiler Lagen Goldberg und Gewürzgärtchen, 2 von 414 Einzellagen in Rheinhessen.

GOLDBERG
Die Benennung einer Flur mit diesem Namen weist in den seltensten Fällen auf das Edelmetall hin; sie ist vielmehr Ausdruck allgemeiner Wertschätzung.
BEREICH: Bingen
GROSSLAGE: St. Rochuskapelle
EINZELLAGE: Goldberg
GEMEINDE: Horrweiler
GEMARKUNG: Horrweiler
REBFLÄCHE: 111 Hektar
MEERESHÖHE: 130 – 163 m
EXPOSITION: W bis SW
ENTSTEHUNG: Kalkreiche tonige Ablagerungen des Tertiärmeeres
BODENEIGENSCHAFTEN:
– Tiefgründiger, kalk- und nährstoffreicher Boden mit hohem Anteil von quellfähigem Ton
– Geringere Speicherfähigkeit für pflanzenverfügbares Bodenwasser
– Eingeschränkte Wasserdurchlässigkeit und Durchlüftung
– Mäßige Erwärmbarkeit
– Schwer durchwurzelbar
AROMEN: Körperreich, dicht, reichhaltig, moderate Säure, cremiger Schmelz. Ausdrucksvoll, reif, Mango, Aprikose, Honigmelone, Marille. Weniger Mineralität, eher fruchtbetonte, körperreiche Nachhaltigkeit

 

GEWÜRZGÄRTCHEN
Die Bezeichnung liegt der früheren Nutzung dieser Flur als Gewürzgarten zugrunde.
BEREICH: Bingen
GROSSLAGE: St. Rochuskapelle
EINZELLAGE: Gewürzgärtchen
GEMEINDE: Horrweiler
GEMARKUNG: Horrweiler
REBFLÄCHE: 128 Hektar (Anteil an Gesamtfläche in Rheinhessen: 9 %)
MEERESHÖHE: 120 – 222 m
EXPOSITION: W, NW, SW
ENTSTEHUNG: Kalkreiche, tonige Ablagerungen des Tertiärmeeres
BODENEIGENSCHAFTEN:
– Tiefgründiger, kalk- und nährstoffreicher Boden mit hohem Anteil von quellfähigem Ton
– Geringere Speicherfähigkeit für pflanzenverfügbares Bodenwasser
– Eingeschränkte Wasserdurchlässigkeit und Durchlüftung
– Mäßige Erwärmbarkeit
– Schwer durchwurzelbar
AROMEN: Körperreich, dicht, reichhaltig, moderate Säure, cremiger Schmelz. Ausdrucksvoll, reif, Mango, Aprikose, Honigmelone, Marille. Weniger Mineralität, eher fruchtbetonte, körperreiche Nachhaltigkeit

»Im Keller gilt es, die Qualität unseres Lesegutes zu erhalten. Immer nur das bestmögliche Produkt in die Flaschen zu bringen.«

In der Dunkelheit des Kellers gelten die gleichen Grundsätze wie im Weinberg unter der prallen Sonne: Sorgfalt, Qualitätsbewusstsein, Authentizität und vor allem Zeit – und Trittsicherheit.

In unserem Keller möchten wir die im Weinberg erzeugten Qualität der Natur erhalten. Darum greifen wir so wenig wie möglich ein. Wir verzichten weitestgehend auf Schönungsmittel und gehen maximal auf die Bedürfnisse der jeweiligen Rebsorten ein. So lassen wir der Natur freien Lauf und jede Sorte entfaltet sich so, wie es ihr und unseren Kunden am besten bekommt.

Aber wie ein guter Gärtner bändigen wir sie auch. Weil unsere Qualität nur durch ein subtiles Zusammenspiel von Spontangärung und Reinzuchthefen erreichbar ist und durch kontrollierte und gekühlte Gärungsprozessen von uns gewährleistet wird. Nach dem Modus: penible Arbeiten und strenge Überwachung – in sämtlichen Stufen der Weinbereitung.

»In Rheinhessen machen die Winzer nicht bloß Wein – hier wird die ganze Landschaft auf Flaschen gezogen. Die nimmt man sich dann nach Hause, öffnet sie und schenkt sich auch gleich das Terroir, die Klarheit, die Frische und den weiten Horizont unserer Heimat mit ein.«

Dieses ständige Abwägen und schlussendlich zu einer Entscheidung finden ist eine Gratwanderung, für die Trittsicherheit erforderlich ist. Schnell gewährt man der Natur doch mal zu viel Freiraum, mal greift man wieder zu viel ein. Wir sehen es wirklich als akrobatische Leistung: Ein Fehltritt, man verliert das Gleichgewicht der Weine und schon liegt man als Greenhorn in unserem Metier sprichwörtlich am Boden. Aber unser Lehrgeld ist längst abbezahlt. Heute kennen wir alle Tücken, alle Kniffe und wissen, dass wir nicht nur den Weinen sondern auch uns Zeit geben müssen, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wissen, dass schon von der nächsten Weichenstellung im Keller für uns viel abhängt, weshalb wir da auch nächtelang diskutieren und abwägen. Oft ist es dann schon Morgen, bis wir einen Konsens erreichen, der der Qualität und der Mühe unserer Weinbergarbeit im Keller adäquat entsprechen kann. Aber Wein von Hessert läuft. Sicheren Schrittes.